„Einsamkeit entsteht nicht dadurch, dass man keine Menschen um sich hat, sondern dadurch, dass man ihnen die Dinge, die einem wichtig erscheinen, nicht mitteilen kann.“ — Carl Gustav Jung
Wann fühlen wir uns einsam, wann unverbunden? Carl Jung folgend dann, wenn es nicht möglich ist, Menschen aus unserem Umfeld mitzuteilen, was für uns Bedeutung besitzt.
Aus meiner Sicht empfinden wir dann im Kontakt mit anderen Menschen, also im Außen, Einsamkeit oder auch Unverbundenheit, wenn es kein gemeinsames Feld, keinen gemeinsamen Raum, keinen gemeinsamen Rahmen gibt, welcher/s es erlaubt, dass wir ausdrücken, was wir fühlen/wahrnehmen.
Räume ergeben sich aus zwei Kräften heraus. Zum einen die (weibliche) Kraft, alles zu empfangen, alles einzuladen. Anders gesagt: Alles, was ist, anzuerkennen.
Und zum anderen aus der (männlichen) Kraft, allem, was ist, einen Rahmen zu geben, welcher es ermöglicht, das, was ist, zu halten, da sein zu lassen, zu integrieren.
Wenn wir den Eindruck haben, dass das, was wir mitteilen möchten, durch die weibliche Kraft nicht eingeladen ist und/oder durch die männliche Kraft nicht Teil des Rahmens des Raumes ist, so fühlen wir uns in diesem Raum einsam.
Was können wir tun? Versuchen, den Raum zu vergrößern? Versuchen, Bewusstsein zu schaffen, um so gemeinsam mit den anderen „Raumbewohnern“ einen Raum zu kreieren, in welchem unser Mitteilen empfangen und gerahmt ist? Hier verlassen wir dann ggf. die weibliche Kraft des Empfangens, des Anerkennens, was ist – und begeben uns in den Bereich des Versuchs der Manipulation des Außen.
Wir können Kommunizieren, dass wir Einsamkeit empfinden, da im betrachteten Raum das, was wir Mitteilen möchten, nicht empfangen und gerahmt ist. Somit bleiben wir auf einer anderen Ebene im Kontakt, verbunden mit den Menschen – und gleichzeitig empfangen wir die Realität, dass wir vom betrachteten Raum nur begrenzt partizipieren können, da unser Mitteilen dort nicht empfangen und gerahmt ist. Auf eine andere Ebene gezogen bedeutet die Unmöglichkeit, sich empfangen und gerahmt mitteilen zu können, auch, sich vom Außen nicht gesehen, sich nicht geliebt zu fühlen. Es bleibt auch hier ein Mitteilen, sich zumindest partiell im betrachteten Raum nicht gesehen, nicht geliebt zu fühlen, einsam zu fühlen.
Und es bleibt immer das „nach Innen gehen“. In den eigenen inneren Raum gehen, dort Verbundenheit fühlen – ggf. bei gleichzeitigem Verlassen des äußeren Raumes.
Dies bedeutet auch ein „Anerkennen, was ist“. Selbst die Realität einladen, dass es Räume im Außen gibt, in welchen das eigene Mitteilen nicht empfangen wird. In welchen sich das Gefühl von Einsamkeit einstellt. Und sich selbst diese Realität rahmen, die Wirklichkeit konstruieren, dass es nicht in allen von Menschen gemeinsam kreierten Räumen möglich ist, sich wirklich zu zeigen, es Räume gibt, in denen das eigene Mitteilen nicht empfangen wird, nicht gerahmt wird. Und es die Lösung gibt, im Außen andere Räume zu wählen, in welchen ein Empfangen und Rahmen möglich ist – und es jederzeit auch möglich ist, nach Innen zu gehen. Im Inneren die eigene Realität zu empfangen, zu rahmen – und damit zu sein. Die eigene Realität im Inneren zu empfangen und zu rahmen ist daher nichts anderes als ein Akt der Selbstverbundenheit und Selbstliebe.
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