Was ist das "innere Kind"? Eigentlich nichts anderes als nicht aufgefühlte Gefühle, nicht befriedigte Bedürfnisse und nicht regulierte Traumatas aus der der Vergangenheit.
Wenn unser System an einer bestimmten Stelle des Lebens ein Gefühl nicht fühlte, ein Bedürfnis unterdrückte oder eine Lebensgefahr nicht im Anschluss wieder regulierte, so steckt in diesem Bereich noch Lebensenergie fest. Anders ausgedrückt: Ein altes Gefühl, ein altes Bedürfnis, ein altes Trauma ist im Jetzt, in der Gegenwart noch lebendig. Dies ist für unser System herausfordernd, wenn es sich in Verbindung mit Situation aus der Gegenwart zeigt (das sogenannte "Antriggern"). Um eine gedankliche Trennung zwischen der aktuellen Situation, dem "Jetzt", und vergangenen Situationen, und mit diesen verbundenen nicht aufgefühlten Gefühlen, nicht befriedigten Bedürfnissen und nicht regulierten Traumatas, herzustellen, gibt es die Konstruktion des inneren Kindes. Also einer jüngeren Version von uns, welche in einer bestimmten vergangenen Situation ein Gefühl nicht ausdrückte, ein Bedürfnis nicht befriedigte oder ein Trauma nicht regulierte.
Unsere Aufgabe ist es, so wir in Selbstverantwortung für unser Leben sein wollen und alle Lebensenergie im Jetzt zur Verfügung haben möchten, einen Raum zu erschaffen, innerhalb dessen die alten Gefühle alle aufgefühlt, die alten Bedürfnisse alle befriedigt und die alten Traumatas alle reguliert werden können.
Ich schlage hierfür das eigene Alleins vor. Ein in sich geschlossenes inneres System. Unabhängig vom Außen. Um von hier aus, in Autarkie vom Außen, alles aufzufühlen, zu befriedigen, zu regulieren, was war.
Eine innere Welt, welche so sicher, so stabil, so geordnet ist, dass sich die Seele, der Geist und der Körper in jeder Altersstufe, von der Zeugung bis ins Jetzt, voll und ganz Zeigen, Ausdrücken, Regulieren können.
Wirksame, nachhaltige innere-Kind-Arbeit besteht für mich darin, im Alltag eine innere Welt zu hegen und zu pflegen, welche dazu einlädt, sich nachträglich in jeder eigenen Altersstufe Zuhause zu fühlen, Zuhause zu sein.
Was immer jüngere Versionen von mir, ganz gleich ob als Embryo, als Neugezeugtes, als Kleinkind, Kind, Teenager oder junger Erwachsener, für ein Zuhause brauchten - ich bin es. Ich erschaffe im Jetzt, im Alltag die Welt, die mein System schon immer brauchte.
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